Laut William J. Brady, Forscher an der New York University, erhalten Social-Media-Beiträge, die sich einer moralischen und emotionalen Sprache bedienen, 20 Prozent mehr Aufmerksamkeit für jedes verwendete moralische und emotionale Keyword. Dies fördert ein wichtiges, wiederkehrendes Muster in viralen Posts zu Tage: Um Aufmerksamkeit zu erreichen, ist heute oft jedes Mittel recht und “kritische” Emotionen wie Wut, Angst und Abneigung werden als Aufmerksamkeits-Magnet eingesetzt. Außerdem sind die Algorithmen der Plattformen so programmiert, dass sie uns unsere eigenen Geschmäcker, Meinungen und Vorurteile widerspiegeln und somit eine Filterblase erzeugen.
Aufgrund unserer Abhängigkeit von solchen Plattformen und der Verhaltensweisen, die wir schrittweise übernehmen, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass wir uns im Rahmen von Online-Interaktionen empathisch verhalten. Marketer und Plattformen können jedoch einen Beitrag dazu leisten, die Diskrepanz zwischen Verhalten im Internet und dem “echten” Leben zu überwinden. Dazu müssen User zu einem positiven Umgang mit Inhalten ermutigt werden, die zum einen ihren eigenen Werten und Sichtweisen entsprechen, und zum anderen antrainierten Verhaltensweisen im Internet widersprechen.