Die Kritik startet bei der laschen Altersprüfung. Mailadresse und Geburtsdatum reichen aus, damit der Bestätigungslink im Posteingang landet und der Spaß losgehen kann. Richtiger Jugendschutz geht anders. Dabei musste TikTok bereits Anfang 2019 in den USA 5,7 Millionen Dollar Strafe bezahlen, weil das Verbraucherschutzministerium den unzureichenden Jugend- und Datenschutz abmahnte.
Dazu kommt, dass es lange Zeit keine effektiven Maßnahmen gegen Cyber-Mobbing gab. Vor allem Menschen mit Behinderung, Adipositas oder queerem Hintergrund leiden in der Social App unter verstärktem Cyber-Mobbing. TikTok wollte diese Menschen präventiv schützen, indem sie sie als „besondere Nutzer“ markierte und die Reichweite der Profile begrenzte. Klingt eher nach Diskriminierung, gaben die Entwickler später auch zu. Daher soll auch in naher Zukunft in Deutschland ein Sicherheitscenter entstehen, um bessere Schutzmechanismen zu etablieren.
Der größte Kritikpunkt allerdings ist die Sperrung politischer Inhalte. Wenn es nach den Machern von TikTok geht, steht ausschließlich Unterhaltung im Mittelpunkt. Ganz im Sinne der Regierung. Deshalb werden vor allem in China politische Inhalte schnell gelöscht. So erging es Beiträgen über die Proteste in Hongkong oder Kritik am Umgang mit den Uiguren in chinesischen „Umerziehungslagern“. Selbst die Befürwortung von Homosexualität ist verboten, wodurch es LGBT-Themen gar nicht erst in die breite Öffentlichkeit schaffen. Nachrichtenkanäle wie die „Tagesschau” gibt es in der chinesischen App ebenfalls nicht, kritische Berichterstattung aus dem Ausland wird der Riegel vorgeschoben. Auch in anderen autoritär geführten Ländern werden kritische Inhalte geahndet, weshalb etwa Erdogan in der türkischen Version nicht beleidigt werden darf. Meinungsfreiheit auf Kosten der seichten Unterhaltung.